Mittwoch, 18. Mai 2005
USA, die Erste

Hamburg Flughafen, Freitag 29.April 2005 sehr früh morgens.

Es treffen sich tatsächlich 10 Leute, die alle keine Frühaufsteher sind am Flughafen und es sind alle Tickets, alle Pässe und alle Tasche da. Alleine das war schon eine große Herausforderung für unsere Truppe. Mit mir reisen meine vier Mitmusiker, zwei deren Ehefrauen, unsere beiden Techniker und ein guter Freund von mir.
Um zwanzig vor acht rollt dann der Airbus A330 übers Hamburger Vorfeld auf den Runway 5, um dann pünktlich in Richtung Frankfurt zu starten. Wir sitzen relativ verteilt in dem Flieger und den größten Lacher gab’s eigentlich als das erste kleine Luftloch kam, und der Pilot doch ein wenig zu kämpfen hatte. Volker meinte daraufhin spontan ziemlich laut : „Kay fährt.“ Vielleicht muß man dabei gewesen sein oder zumindest Kay kennen, um das lustig zu finden.

Frankfurt Flughafen, immer noch Freitag, mittags.

Ziemlich gute Landung. Raus aus der Maschine und erstmal orientieren, dann ziemlich schnell anderes Gate gefunden, dort eingechekt, Sitze bestätigt, Pass vorgezeigt, gesagt, dass man die Tasche alleine gepackt hat und eine Telefonnummer von Verwandten hinterlassen. Bis jetzt zeigte sich US Airways von seiner freundlichen Seite. Bis jetzt.
Nun gab’s noch Frühstück und knappe 4 Stunden Wartezeit, die aber eigentlich recht schnell vergingen.
Nach weiteren 4 Paßkontrollen, diversen Saftey-Checks mit Schuhe-Ausziehen und Gürtel ablegen, gings dann mittags ins Flugzeug. Wieder ein Airbus A330 (diesmal aber A330-300) mit einem personal-inflight-entertainment-system. Jeder hatte also seinen eigenen kleinen Bildschirm und konnte da zappen bis der Arzt kommt, oder das System (wie natürlich bei mir) abstürzt. Zu dem Zeitpunkt waren wir allerdings schon fast in Philadelphia.
Der erste Lacher auf diesem Flug brachte ganz klar der Pilot, als er sich und sein Vorhaben vorstellte. Nun gut, er ist Amerikaner. Das ist ja prinzipiell nichts schlimmes. Aber er war –glaube ich- auch Cowboy. Und das war definitiv lustig. Er sprach von „sorry for the tiny little delay, (immerhin `ne Stunde) but I’ll bring you to Philadelphia right on time, folks. I will fly as fast as I can. So enjoy your stay onboard…”
Fehlte nur noch das „Yeeha“ oder „Howdy“ Am Anfang. Naja. Die Stewardess hingegen hatte wohl nicht so viel Lust, zu fliegen und ihre Frage „What’d you like to drink?“ beinhaltete noch nicht einmal das kleinste Lächeln oder einen Hauch von Freundlichkeit. Am liebsten wäre sie wohl mit einer Gießkanne durch die Reihen gegangen und hätte einfach jedem Wasser nachgeschenkt. Punkt. Basta.
Tja, dann musste man halt Fernsehen. Ich habe „Ray“ gesehen. Ein unheimlich toller Film, sehr zu empfehlen. Danach gab’s kurz eine Folge Simpsons und dann noch „Bridget Jones – Teil II“. Der wiederum ist nicht so zu empfehlen, aber so für irgendwo über dem Atlantic in 31.000 Fuß war’s ok.


Philadelphia Airport, Freitag, 29.April 05, nachmittags.

Wir landen nach einem 8 ½ Stunden Flug in Philadelphia auf Runway 9R. Landekurs 267°. Sehr gute Landung und vor allem : zwanzig Minuten zu früh. Da hat doch der Cowboy da vorne echt den Hebel so dermaßen auf den Tisch gelegt, dass er die Zeit rausgeflogen ist. Das musste er natürlich auch noch mal preisgeben „Hey Folks. Just wanted to point out, that we’re 20minutes earlier than expected… Have nice day.”

Bei der Einreise wurden uns dann die USA-typischen Fragen gestellt, woher wir kämen, warum wir einreisen wollen, wir lange wir bleiben, wo wir bleiben und so weiter … Bei den Technikern, und uns anderen war das überhaupt kein Thema. Nur irgendwie passte wohl der Fingerabdruck unseres Gitarristen zu 0,01 % mit dem eines Terroristen zusammen, so dass er und seine Frau zu einem Special-Check mussten. Wir anderen warteten schon bei dem Gepäck, was tatsächlich mit allen Instrumenten und Koffern angekommen war und entschlossen uns, schon mal raus zu gehen. Dort warteten auch schon die Veranstalter und nach einer Stunde entschlossen sie, dass wir schon mal los fahren würden. Tony wartetet dann noch auf die In-der-Einreise-Hängengebliebenen.
Im Bus gab’s erstmal lecker Bier und sie brachten uns ins Sheraton Hotel nach Frazer, einem kleinen Vorort von Philadelphia. Der Ort bestand aus einer großen breiten Straße, mehreren riesengroßen Steakhäusern und überhaupt vielen anderen Geschäften entlang der Straße, die alle wiederum noch größere Parkplätze hatten…
Nach dem Einchecken bin ich dann mit einem Teil der Bagalutschaft nach Phoenixville gefahren, um das erste Konzert des Festivals zu sehen. Ein sehr nettes altes Theater, in dem der Film „The Blob“ gedreht wurde. Das Konzert von Arena hat mich jetzt nicht wirklich beeindruckt. Es war eher etwas peinlich...

Samstag, 30. April vormittags.

Vor dem Frühstück erstmal eine Runde im Pool im Sheraton schwimmen zu gehen, noch nicht einen Pfennig ausgegeben zu haben hat schon `was. Geb ich ja zu. Nachdem wir uns dann um einen Leihwagen gekümmert haben, sind wir mit der Karre zu Bob Evans zum Frühstück gefahren. Lecker Riesen-Omlett mit fetter Soße und Pancakes. Sehr lecker !
Danach schleppten wir uns vollgefressen wieder zum Auto und sind schnell zum Festival gefahren, um uns Kino anzusehen. Und das schockte schon wesentlich mehr als Arena.
Abends war dann noch eine große Party im Partykeller des Hotels, wo wir dann eine Jam Session begann und einige Bands auf die Bühne gingen. Und als dort plötzlich Jonas Reingold (Bassist von den Flower Kings und super Studio-Basser) zusammen mit Pete Trewavas (Bassist von Marillion) auf der Bühne standen und der Veranstalter mit erzählte, er hätte auch noch einen dritten Bass griffbereit, wurde mir schon etwas anders. Zu einem Trio-Bass-Jam kam es aber glücklicherweise nicht und so habe ich dann sie Ehre vor dem Veranstaler etwas gerettet, und meine Jungs überredet, dort einen Song zu spielen. Das war im Prinzip sehr nett. Kam wohl ganz gut an und hat soweit auch alles geklappt…

Sonntag, 01. Mai

Mittags nach Phoenixville gefahren, denn ab 15:00 war aufbauen und Soundcheck angesagt. Unser Ton-Mann „Björn-Henning“ fand sich wohl am Pult schnell zurecht und soweit klappte alles ziemlich reibungslos. Ich durfte auf einem Hartke 7000 mit `ner 4 mal 10er und einer 1 mal 15er Box spielen, was ohne Frage extrem schockte. Leider hat sich unser Lichttechniker Matthias leicht mit dem dortigen Licht-Techniker gestritten, da der wohl irgendwie scheiße war und überhaupt. Die konnten auf jeden Fall nicht so gut miteinander … Naja, es ist 17:00. Ein Fan darf uns ansagen. Wir stehen hinterm Vorhang und (ich zumindest) war doch ziemlich aufgeregt. Der Saal ausverkauft, die Leute ziemlich gespannt, unser erster USA Gig. Naja, dann sagt der Typ plötzlich „… bla bla bla … here comes SYLVAN!“ und alle stehen auf und jubeln. (Wir waren die erste Band bei denen sie schon bei der Ansage aufsprangen).
Unsere Show begann mit einem knapp dreiminütigen Intro und dann gingen wir nacheinander auf die Bühne. Der Applaus war schon wirklich beeindruckend. Wir begannen gleich mit einer knapp 15 minütigen Prog-Rock Nummer (Given-Used-Forgotten) und der Applaus nach dem Schlußton hat mich echt umgehauen. Das war beeindrucken. Ich glaube da waren so zwischen 450 und 600 Leute, die das echt gut fanden, was wir ihnen präsentierten. Fast schon überwältigend.

Tja, danach lebten wir unsere Rock-Star Nummer weiter und mussten eine echte Autogramm Stunde geben. Da saßen wir auch einem großen Sofa, vor uns ein großer Tisch und die Leute stellten sich brav von links an und ließen sich Autogramme auf ihre nackten Brüste CDs geben und erzählten uns, wie sehr ihnen die Show gefallen hat. Danach noch Fotos mit ausgewählten Fans…
Auch hier muß ich echt sagen, dass ich mich an den Job „Rock-Star“ hauptberuflich schon gewöhnen könnte.
Danach gab’s im benachbarten Restaurant noch Burger und Fritten für alle 10 Mann (Frau) und abends gings dann mal wieder in die Hotel-Bar, wo auch noch ziemlich viele Leute saßen. War eigentlich ein ganz netter Abend.

Montag, 02.Mai, 10:00 Uhr

Wir checken aus dem Hotel aus und machen uns der Shuttel-Bus auf zum Bahnhof, um mit einer Art Nahverkehrsbahn nach Philadelphia zu fahren und unseren neuen Mietwagen abzuholen …



Und da mit gleich die Finger abholen und ich bald los muss, geht’s hier morgen Abend weiter.


Na gut, ein Foto geht wohl noch:


Das bin ich auf’m Broadway.


EDIT 01: Wichtig zu erwähnen ist wohl noch der "SUPPORT OUR TROOPS Aufkleber, der auf wirklich jedem zweiten Auto klebt. Klar, denn beim amerikanischen Militär ist's ja auch ziemlich lustig.

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